von Felix Schmale [01.04.2024]
Der Westdeutsche Rundfunk (WDR) ist eine öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt und gehört zur ARD (Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland). Seine Hauptaufgabe besteht darin, Informationen und Unterhaltung für die Menschen in Nordrhein-Westfalen zu produzieren und zu verbreiten. Dies geschieht über verschiedene Medienkanäle wie Radio, Fernsehen und das Internet. Der Westdeutsche Rundfunk (WDR) betreibt verschiedene Landesstudios, unter anderem in Köln, Düsseldorf, Bielefeld, Münster und Dortmund.
Ortsbesuch im Landesstudio Dortmund des WDR. © Felix Schmale/CC BY-NC-ND 4.0
Christian Beisenherz arbeitet seit seinem Volontariat 1999 beim WDR. Ab 2000 war er als freier Reporter und ab 2004 als Redakteur für den Sender tätig. Heute ist Beisenherz Redaktionsleiter der Lokalzeit im Landesstudio Dortmund.
Der Westdeutsche Rundfunk (WDR) ist der öffentlich-rechtliche Landessender für Nordrhein-Westfalen. Er verbreitet Informationen und Unterhaltung über Radio, Fernsehen und Online. Dabei gibt es Angebote, die sich schwerpunktmäßig an die Menschen in Nordrhein-Westfalen oder einzelnen Regionen des Bundeslandes richten. Zugleich liefert der WDR Programme für die Gemeinschaftskanäle der ARD oder mit dem ZDF zu: Das Erste, One, 3sat, Phoenix.
An der Spitze des WDR steht der Intendant, der vom Rundfunkrat, dem Aufsichtsgremium, gewählt wird, dass aus Vertreter:innen gesellschaftlich relevanter Gruppen besteht. Die zweite Hierarchieebene bilden die Direktor:innen, die für das Justiziariat, die Verwaltung, die Produktion und die zwei Programmdirektionen verantwortlich sind. Die Direktionen wiederum gliedern sich jeweils in aufgabenspezifische Hauptabteilungen und Abteilungen.
Das Programm des WDR ist vielfältig, deckt in den Feldern Information und Unterhaltung nahezu alle Bereiche fiktionalen und non-fiktionalen, elektronischen Medienschaffens ab. Es richtet sich dabei an alle Menschen in Nordrhein-Westfalen. Da der WDR von allen Beitragszahlern finanziert wird, haben wir den Anspruch, auch für jede:n ein Angebot zu machen.
Wir machen im WDR schon nach den Regeln des WDR-Gesetzes keinen Lokal-, sondern Regionaljournalismus. In meinem Fall in Dortmund für das östliche Ruhrgebiet, das umfasst die Städte Dortmund, Hamm und Hagen sowie die Kreise Unna, Recklinghausen und den Ennepe-Ruhr-Kreis.
Für mich am reizvollsten ist die Nähe zu den Menschen, die wir mit unseren Geschichten aufbauen können. Die Menschen können uns direkt erleben, können den Kontakt suchen, bekommen Medienschaffen hautnah mit. Daraus erwächst auch eine besondere Verantwortung für uns, da jeder Fehler gleich auffällt. Denn: Die Menschen, für die wir das Programm machen, sind ganz nah an den Themen, sie kennen sich aus.
Und: Im Regionalen, also im unmittelbaren Alltag der Menschen, lassen sich viele der großen Themen des Journalismus – Regierungsbeschlüsse, Krieg, Inflation, Pandemie, Bildungskrise … – unmittelbar erleben. Wir können sie erfahrbar machen, auf das Leben der Zuschauer:innen und Nutzer:innen runterbrechen.
Reden wir über Regionalfernsehen: Wir erreichen mit einer Lokalzeit um 19:30 Uhr jeden Abend zwischen 100.000 und 150.000 Menschen. Entsprechend kann die Sendung Themen setzen, zur Meinungsbildung beitragen, das Bild der Zuschauer:innen von Menschen, über die wir berichten, prägen. Da tragen wir eine große Verantwortung, sorgfältig zu arbeiten. Fernsehen ist immer auch Emotion, Mitfühlen, Ärgern, Berührtsein – damit geht es z.B. über Lokalpresse hinaus.
Fotos spielen für unsere Berichte auf wdr.de eine Rolle, ich gehe hier daher auf Videographie ein, die die Grundlage unserer Fernsehberichte ist. Wir wollen im Fernsehen Geschichten erzählen. Dabei bedienen wir uns jahrtausendealter Techniken des menschlichen Storytellings. In erster Linie transportieren sich die Geschichten über die aufgenommenen Bilder. Fernsehen ohne Bilder ist nicht denkbar. D.h. wir versuchen, möglichst nah die handelnden Personen ranzukommen, ihre Handlungen unmittelbar mitzubekommen, dass die Zuschauer:innen „in die Handlung eintauchen“ können. Eyecatcher, starke Bilder und Szenen gerade zum Einstieg, sind nur einige weitere Stichworte dazu.
Das Vertrauen der Menschen zu behalten – und dass der nachkommenden Nutzergenerationen erstmal zu gewinnen. War es früher in vielen Familien noch selbstverständlich, die Lokalzeitung zu lesen – und sich damit nach und nach mehr für das lokale und regionale Geschehen zu interessieren –, ist das bei jüngeren Medienkonsument:innen heute nicht mehr so. Sie wachsen auch heute nicht mehr „automatisch“ mit dem WDR-Kinderprogramm und unseren Radiowellen auf, sondern der Medienkonsum findet auf dem Smartphone, in sozialen Netzwerken, auf Streaming-Plattformen statt. Heißt für uns: Dort müssen wir unsere Angebote hinbringen, unsere regionalen Geschichten so erzählen, dass sie sich geänderten Nutzungsgewohnheiten anpassen, müssen auch neue Perspektiven einnehmen, mit denen wir die nächsten Generationen potenzieller Nutzer:innen ansprechen.
Eine große Frage, auf die ich nicht die finale Antwort habe. Ich glaube, durch unsere Nähe zu den Nutzer:innen haben wir die Chance, Vertrauen aufzubauen und zu erhalten. Wir können in all der Flut aus schlechten Nachrichten, aus Perspektivlosigkeit und Negativem mit Vorschlägen punkten, wie sich Probleme lösen lassen. Menschen in den Mittelpunkt stellen, die anpacken, die etwas verbessern wollen, die Vorbilder sind, die nach Lösungen suchen. „Konstruktiver Journalismus“ heißt dieser Ansatz, und ist durch die Verankerung der Journalist:innen im regionalen Umfeld durchaus vielversprechend. Sie bekommen einfach unmittelbar viel mit.
Die Online-Angebote des WDR sind unter wdr.de aufrufbar.
Die Fragen wurden von Felix Schmale am 13.03.2024 per Email gestellt. Die Ortsbesuche im Studio des WDR fanden am 28.09.2023 und 9.10.2023 statt.
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