von Felix Schmale [01.04.2024]
Die Fotograf:innen, die im Lokalen arbeiten, spielen in der aktuellen Forschungsliteratur keine wesentliche Rolle. Ratgeber für Fotojournalist:innen, viele aus den 1990er und 2000er Jahren, geben Aufschluss über das Berufsbild. Felix Koltermann (2023) legt erstmals wieder aktuelle Zahlen für die Anzahl der festen Fotojournalisten in Deutschland vor. Er bezeichnet Fotograf:innen die fest in einer Redaktion angestellt sind, als 'Fotoredakteur:innen', da sie »hauptsächlich für die Produktion von Bildmaterial zuständig sind« (Koltermann, 2023, S. 21). Laut seiner Studie arbeiten in Deutschland noch 157 Fotografen bei 263 Tageszeitungen (ebd.). Insgesamt sind in Deutschland bei allen Tageszeitungen (lokal, regional, überregional) noch 172 Fotografen fest angestellt (ebd.). Der Großteil dieser Fotografen ist in NRW zu finden (vgl. Koltermann, 2023, S. 22).
Das Berufsbild der Lokalfotograf:innen lässt sich wie folgt beschreiben: Der Begriff der Lokalfotograf:in hat seinen Ursprung in Helmut Blechers Publikation »Fotojournalismus« für die Bezeichnung der Fotograf:innen, die für eine Lokalzeitung tätig sind, speziell die lokale Tageszeitung (vgl. Blecher, 2001, S. 55ff). Dabei ist es relevant, dass es sich um eine Publikation aus dem Jahr 2001 handelt. Zu dieser Zeit verfügten Redaktionen über verhältnismäßig mehr angestellte Fotograf:innen, als heute. Heute sind Lokalfotograf:innen zu einem großen Teil als Freiberufler:innen vorzufinden. Bauernschmitt und Ebert differenzieren das Berufsfeld weiter aus: »Lokalfotografen sind die Allrounder des Mediums« (Bauernschmitt & Ebert, 2015, S. 169f). Die meisten Genres der Fotografie sind in diesem Beruf zu finden. Vom Portrait über das Gruppenfoto, zur Blaulicht-Aufnahme bis hin zur Veranstaltungsreportage. Das »erfordert eine hohe Flexibilität, Beweglichkeit und technische Versiertheit« (ebd.). Die Bilder müssen die Geschichten in verdichteter Form, leicht für viele Rezipient:innen zu dechiffrieren, umsetzen (ebd.). Zumeist wird in Einzelbildern erzählt. Die Publikationen bieten selten Platz für längere Reportagen (mehr als ein Bild). Durch die schlechte Bezahlung sind die Fotograf:innen gezwungen viele Termine wahrzunehmen, um mit dem Lohn ihren Lebensunterhalt zu beschreiten. Die hohe Termindichte erlaubt es daher nicht, längere Reportagen zu erzählen (ebd.).
Wie Schmale (2023) feststellt, muss bei der zeitgenössischen Betrachtung von Lokalfotograf:innen in zwei Gruppen unterschieden werden. Zum einen in die Fotojournalist:innen und die fotografierenden Wortjournalist:innen. Letztere verfügen über wenig bis keine visuellen Kompetenzen (ebd.). Dies ist etwa bei der Ausbildung von Wortjournalist:innen von Relevanz, wird dort aber dennoch durch wenig qualifizierte Kräfte und/oder in zu geringer Intensität durchgeführt (vgl. Gebhardt et al., 2019, S. 24; Koltermann, 2023, S. 97–102). Die fotografierenden Wortjournalistinnen haben trotz der vorangehenden Gründe womöglich den größeren Anteil an Bildmaterial auf dem tagesaktuellen, lokalen, Bildermarkt.
Bauernschmitt, L., & Ebert, M. (2015). Handbuch des Fotojournalismus: Geschichte, Ausdrucksformen, Einsatzgebiete und Praxis (1. Auflage). dpunkt.verlag.
Blecher, H. (2001). Fotojournalismus. Europäische Verlagsanstalt/Rotbuch.
Gebhardt, D., Kossatz, I.-M., & Milbret, U. (2019). Konzept Institut für visuellen Journalismus an der Fachhochschule Dortmund. FH Dortmund.
Koltermann, F. (2023). Fotografie im Journalismus: Bildredaktionelle Praktiken in Print- und Online-Medien. Herbert von Halem Verlag.
Schmale, F. (2023). Lokaler Fotojournalismus – Zur Gebrauchsweise der Fotografie im Lokalteil der Dortmunder Ruhr Nachrichten [Unveröffentlicher Aufsatz].
Schmale, Felix. “Lokalfotograf:in”.
In Fotojournalismus.net. Dortmund. https://fotojournalismus.net/lokalfotograf/ (01. April 2024).
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