von Felix Schmale [01.04.2024]
Aus einer etymologischen Perspektive wird der Begriff Journalismus von dem französischen Wort ‚journalisme‘ abgeleitet. Die Übernahme des Begriffs mit der gleichen Bedeutung fand ca. im 17. Jhd. statt. Weiter rückblickend lässt sich die Spur auf das spätlateinische Wort ‚diurnālis‘ zurückführen, welches mit ‚täglich‘ übersetzt wird. Ein weiterer Blick in das mittellateinische zeigt die Worte ‚diurnale, jurnale, jornale‘, die mit Tagewerk, Rechnungs- oder Tagebuch übersetzt werden können. (Pfeifer u. a. 1993)
Der Journalismus wird in wissenschaftlicher Hinsicht systemtheoretisch beschrieben (vgl. Grittmann, Neverla, und Ammann 2008, 12). Das bedeutet nach Jarren et al. (1998, S. 666f): Die Person (Journalist:in) wird vom Sozialsystem (Journalismus) getrennt betrachtet. Der Journalismus wird nicht als Addition von Personen gesehen, sondern als System, welches in »Realitätstest« zur »Selbstbeobachtung der Gesellschaft« handelt, in sich geschlossen ist und unabhängig agiert. Dabei orientiert es sich an der Öffentlichkeit. Organisiert ist das Sozialsystem in Organisationen (Medien), welche Informationen in verschiedenen Programmen (Darstellungsformen) aufbereitet. Auf die Personen bezogen besteht eine Differenzierung in verschiedenen journalistische Rollen (Spezialisierung in Ressorts).
Einen eindeutigen Journalismus-Begriff gibt es nicht (vgl. Wolsiffer 2022, 15). Je nach Situierung des Wissens, etwa aus Perspektive der Journalistik, kann zu verschiedenen Ergebnis führen (vgl. Jarren, Sarcinelli, und Saxer 1998, 666f). Es lassen sich nach Meier (Meier 2018, 15) eine deskriptive und eine normative Strömung bzw. Herangehensweisen an die Definition des Journalismus festhalten. Die deskriptive Herangehensweise würde die Frage wie folgt formulieren: »Was ist Journalismus?« und die normative: »Was soll Journalismus?« (ebd.).
Er informiert über gesamtgesellschaftlich relevante und zeitlich aktuellen Themen und Umstände. Dabei handelt der Journalismus als eine Art »Frühwarnsystem« (Neuberger und Kapern). In der Journalistik wird auch von der »Selbstbeobachtung der Gesellschaft« (Neuberger und Kapern 2013, 28) gesprochen. Ein möglichst diverses Spektrum an Themen und Meinungen ist eine Grundvoraussetzung. Ebenda bezeichnen dies auch als »Universalität«.
In einem demokratischen Staat wird die Macht (= Gewalt) auf verschiedene Säulen aufgeteilt. Dabei lassen sich drei vom Staat bereitgestellte Säulen festhalten: Exekutive, Legislative und Judikative (vgl. Toyka-Seid und Schneider 2024). Der Journalismus stellt die »vierte Gewalt« (Meier) dar, welche die anderen drei Gewalten kontrolliert und Kritik übt. Dabei werden z. B. »Missstände, Fehlentscheidungen, Korruption oder bürokratische Willkür« (Meier 2018, 16f) öffentlich gemacht.
Klaus Meier hält fest, dass journalistische Medien in der Zeit des digitalen Journalismus als Forum für die Bürger:innen funktionieren müssen (vgl. Meier 2018, 16f). Dabei soll die Teilhabe am gesellschaftlichen Diskurs gestärkt und zugelassen werden. Letzteres soll durch die Berichterstattung ermöglicht werden, die als Orientierungshilfe für den gesamtgesellschaftlichen Diskurs dient (ebd.). Der Journalismus soll befähigen, sich eine eigene und differenzierte Meinung zu bilden (ebd). Dabei wird faktentreu und nicht fiktional berichtet (vgl. Neuberger und Kapern 2013, 28). Ein Bezug zur Wirklichkeit muss/soll in Form von verschiedenen Quellen bestehen (ebd.).
Journalistisches Handeln ist damit verbunden, unabhängig von wirtschaftlichen und politischen Interessen Dritter zu handeln (ebd.). Die Freiheit der Medien, also die Unabhängigkeit von der staatlichen Kontrolle, ist durch das Grundgesetz in Paragraf 5 gesichert. In einer berufsethischen Perspektive ist das in Ziffer 7 des Pressecodex abgesichert. Da die Glaubwürdigkeit für die Existenz des Journalismus als Sozialsystem unabdingbar ist (vgl. Meier 2018, 16). Auf lange Sicht ist das auch für das wirtschaftliche Überleben des Journalismus grundlegend (ebd.).
Zusammengefasst bedeutet das: Der Journalismus informiert über Themen, die die Gesellschaft bewegen. Dabei übt er Kritik und kontrolliert die verschiedenen Akteur:innen im demokratischen Staat. Er ermöglicht es, die gesellschaftliche Teilhabe und individuelle Meinungsbildung. Die Berichterstattung erfolgt unabhängig von wirtschaftlichen und persönlichen Interessen. Kurz um kann der Journalismus »als »Schlüsselberuf« der modernen Demokratie« (Meier 2018, 16f) bezeichnet werden.
Grittmann, Elke, Irene Neverla, und Ilona Ammann, hrsg. 2008. Global, lokal, digital: Fotojournalismus heute. Köln: Herbert von Halem Verlag.
Jarren, Otfried, Ulrich Sarcinelli, und Ulrich Saxer, hrsg. 1998. Politische Kommunikation in der demokratischen Gesellschaft: Ein Handbuch mit Lexikonteil. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Meier, Klaus. 2018. Journalistik. 4., überarbeitete Auflage. Konstanz: UVK Verlagsgesellschaft mbH.
Neuberger, Christoph, und Peter Kapern. 2013. Grundlagen des Journalismus. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden. doi:10.1007/978-3-531-94191-2.
Pfeifer, Wolfgang u. a., hrsg. 1993. „Journalismus“. Etymologisches Wörterbuch des Deutschen (1993), digitalisierte und von Wolfgang Pfeifer überarbeitete Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache. https://www.dwds.de/wb/Journalismus (15. November 2023).
Toyka-Seid, Christiane, und Gerd Schneider. 2024. „Gewaltenteilung“. Bundeszentrale für politische Bildung. https://www.bpb.de/kurz-knapp/lexika/das-junge-politik-lexikon/320410/gewaltenteilung/ (14. März 2024).
Wolsiffer, Markus. 2022. Das Nachrichtenverständnis junger Menschen: Definitionen und Erwartungen im Kontext aktueller journalistischer Information. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden. doi:10.1007/978-3-658-37845-5.
Schmale, Felix. “Journalismus – Eine Begriffsbestimmung”.
In Fotojournalismus.net. Dortmund. https://fotojournalismus.net/journalismus/ (01. April 2024).
von Felix Schmale [01.05.2023]
– Stichworte: Fotografie, Definition, Glossar
Aus einer etymologischen Perspektive wird der Begriff Journalismus von dem französischen Wort ‚journalisme‘ abgeleitet. Die Übernahme des Begriffs mit der gleichen Bedeutung fand ca. im 17. Jhd. statt. Weiter rückblickend lässt sich die Spur auf das spätlateinische Wort ‚diurnālis‘ zurückführen, welches mit ‚täglich‘ übersetzt wird. Ein weiterer Blick in das mittellateinische zeigt die Worte ‚diurnale, jurnale, jornale‘, die mit Tagewerk, Rechnungs- oder Tagebuch übersetzt werden können. (Pfeifer u. a. 1993)
Der Journalismus wird in wissenschaftlicher Hinsicht systemtheoretisch beschrieben (vgl. Grittmann, Neverla, und Ammann 2008, 12). Das bedeutet nach Jarren et al. (1998, S. 666f): Die Person (Journalist:in) wird vom Sozialsystem (Journalismus) getrennt betrachtet. Der Journalismus wird nicht als Addition von Personen gesehen, sondern als System, welches in »Realitätstest« zur »Selbstbeobachtung der Gesellschaft« handelt, in sich geschlossen ist und unabhängig agiert. Dabei orientiert es sich an der Öffentlichkeit. Organisiert ist das Sozialsystem in Organisationen (Medien), welche Informationen in verschiedenen Programmen (Darstellungsformen) aufbereitet. Auf die Personen bezogen besteht eine Differenzierung in verschiedenen journalistische Rollen (Spezialisierung in Ressorts).
Einen eindeutigen Journalismus-Begriff gibt es nicht (vgl. Wolsiffer 2022, 15). Je nach Situierung des Wissens, etwa aus Perspektive der Journalistik, kann zu verschiedenen Ergebnis führen (vgl. Jarren, Sarcinelli, und Saxer 1998, 666f). Es lassen sich nach Meier (Meier 2018, 15) eine deskriptive und eine normative Strömung bzw. Herangehensweisen an die Definition des Journalismus festhalten. Die deskriptive Herangehensweise würde die Frage wie folgt formulieren: »Was ist Journalismus?« und die normative: »Was soll Journalismus?« (ebd.).
Er informiert über gesamtgesellschaftlich relevante und zeitlich aktuellen Themen und Umstände. Dabei handelt der Journalismus als eine Art »Frühwarnsystem« (Neuberger und Kapern). In der Journalistik wird auch von der »Selbstbeobachtung der Gesellschaft« (Neuberger und Kapern 2013, 28) gesprochen. Ein möglichst diverses Spektrum an Themen und Meinungen ist eine Grundvoraussetzung. Ebenda bezeichnen dies auch als »Universalität«.
In einem demokratischen Staat wird die Macht (= Gewalt) auf verschiedene Säulen aufgeteilt. Dabei lassen sich drei vom Staat bereitgestellte Säulen festhalten: Exekutive, Legislative und Judikative (vgl. Toyka-Seid und Schneider 2024). Der Journalismus stellt die »vierte Gewalt« (Meier) dar, welche die anderen drei Gewalten kontrolliert und Kritik übt. Dabei werden z. B. »Missstände, Fehlentscheidungen, Korruption oder bürokratische Willkür« (Meier 2018, 16f) öffentlich gemacht.
Klaus Meier hält fest, dass journalistische Medien in der Zeit des digitalen Journalismus als Forum für die Bürger:innen funktionieren müssen (vgl. Meier 2018, 16f). Dabei soll die Teilhabe am gesellschaftlichen Diskurs gestärkt und zugelassen werden. Letzteres soll durch die Berichterstattung ermöglicht werden, die als Orientierungshilfe für den gesamtgesellschaftlichen Diskurs dient (ebd.). Der Journalismus soll befähigen, sich eine eigene und differenzierte Meinung zu bilden (ebd). Dabei wird faktentreu und nicht fiktional berichtet (vgl. Neuberger und Kapern 2013, 28). Ein Bezug zur Wirklichkeit muss/soll in Form von verschiedenen Quellen bestehen (ebd.).
Journalistisches Handeln ist damit verbunden, unabhängig von wirtschaftlichen und politischen Interessen Dritter zu handeln (ebd.). Die Freiheit der Medien, also die Unabhängigkeit von der staatlichen Kontrolle, ist durch das Grundgesetz in Paragraf 5 gesichert. In einer berufsethischen Perspektive ist das in Ziffer 7 des Pressecodex abgesichert. Da die Glaubwürdigkeit für die Existenz des Journalismus als Sozialsystem unabdingbar ist (vgl. Meier 2018, 16). Auf lange Sicht ist das auch für das wirtschaftliche Überleben des Journalismus grundlegend (ebd.).
Zusammengefasst bedeutet das: Der Journalismus informiert über Themen, die die Gesellschaft bewegen. Dabei übt er Kritik und kontrolliert die verschiedenen Akteur:innen im demokratischen Staat. Er ermöglicht es, die gesellschaftliche Teilhabe und individuelle Meinungsbildung. Die Berichterstattung erfolgt unabhängig von wirtschaftlichen und persönlichen Interessen. Kurz um kann der Journalismus »als »Schlüsselberuf« der modernen Demokratie« (Meier 2018, 16f) bezeichnet werden.
Grittmann, Elke, Irene Neverla, und Ilona Ammann, hrsg. 2008. Global, lokal, digital: Fotojournalismus heute. Köln: Herbert von Halem Verlag.
Jarren, Otfried, Ulrich Sarcinelli, und Ulrich Saxer, hrsg. 1998. Politische Kommunikation in der demokratischen Gesellschaft: Ein Handbuch mit Lexikonteil. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Meier, Klaus. 2018. Journalistik. 4., überarbeitete Auflage. Konstanz: UVK Verlagsgesellschaft mbH.
Neuberger, Christoph, und Peter Kapern. 2013. Grundlagen des Journalismus. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden. doi:10.1007/978-3-531-94191-2.
Pfeifer, Wolfgang u. a., hrsg. 1993. „Journalismus“. Etymologisches Wörterbuch des Deutschen (1993), digitalisierte und von Wolfgang Pfeifer überarbeitete Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache. https://www.dwds.de/wb/Journalismus (15. November 2023).
Toyka-Seid, Christiane, und Gerd Schneider. 2024. „Gewaltenteilung“. Bundeszentrale für politische Bildung. https://www.bpb.de/kurz-knapp/lexika/das-junge-politik-lexikon/320410/gewaltenteilung/ (14. März 2024).
Wolsiffer, Markus. 2022. Das Nachrichtenverständnis junger Menschen: Definitionen und Erwartungen im Kontext aktueller journalistischer Information. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden. doi:10.1007/978-3-658-37845-5.
Schmale, Felix. “Journalismus – Eine Begriffsbestimmung”.
In Fotojournalismus.net. Dortmund. https://fotojournalismus.net/journalismus/ (01. April 2024).
fotojournalismus.net – ISSN: 2943-324X – Impressum + Datenschutz